Brasilien-Missionare aus Geras mit Romeropreis 2021 ausgezeichnet
In St. Pölten ist am Freitag der Romeropreis für herausragende Leistungen im Bereich Gerechtigkeit und Entwicklung verliehen worden. Der renommierte Preis der Aktion "Sei so frei" der Katholischen Männerbewegung ging (KMB) heuer an die beiden Prämonstratenser-Chorherren P. Bernhard-Michel Schelpe und P. Milo Ambros aus Stift Geras. Beide haben gemeinsam in ihrem jahrzehntelangen Wirken in Brasilien mit diözesaner Unterstützung eine Reihe von pastoralen, sozialen und schulischen Projekten ins Leben gerufen. Überreicht wurde der mit 10.000 Euro dotierte Menschenrechtspreis von Diözesanbischof Alois Schwarz und KMB-Österreich-Obmann Ernest Theussl, Corona-bedingt in kleinem Rahmen.
Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gratulierte den Preisträgern in einer von Landtagspräsident Karl Wilfing verlesenen Grußbotschaft und lobte das Engagement "vieler beherzter Frauen und Männer" aus Niederösterreich für "Arme auf allen Kontinenten unserer Erde". KMB-Obmann Theussl bezeichnete den seit 1980 verliehenen Romeropreis als "Identitätsmerkmal des entwicklungspolitischen Auftrags" der Männerbewegung und dessen heiligen Namensgeber als "modernen Heiligen und großes Vorbild". Das Preisgeld stamme ausschließlich aus Beiträgen der KMB-Mitglieder, ergänzte Diözesanobmann Karl Toifl.
"Gerührt und geehrt" äußerten sich die beiden Preisträger im Rahmen der Preisübergabe. Sie seien "nur kleine Männer", die das Stift Geras mit Unterstützung der Diözese St. Pölten "an die Front geschickt" worden seien, sagten P. Schelpe und P. Ambros. Dankbar zeigten sich die beiden Ordensleute besonders für ihre von der Diözese zugestandenen Pfarrergehälter, mit denen sie in Brasilien eine Pfarre mit 30 Gemeinden, Kapellen und Pfarrheimen errichten konnten. Ihr Einsatzort seien Favela-Armenviertel gewesen, in denen die Kriminalität so hoch gewesen sei, dass sich nicht einmal die Polizei hintraute. "Unbewaffnete Priester könnten jedoch gut arbeiten", erklärte P. Ambros.
Die beiden Ordensmänner waren im Jahr 1992 bzw. 1994 vom damaligen Geraser Abt Joachim Angerer ins nostostbrasilianische Sao Salvador de Bahia entsendet worden, um in der priesterarmen Erzdiözese als Seelsorger auszuhelfen. Da es an kirchlicher und sonstiger Infrastruktur fehlte, bauten die beiden Jahr für Jahr Infrastruktur von in Summe 30 "Comundidades" - entsprechend österreichischen Pfarren - mit eigenen Kapellen und Pfarrheimen auf, unterstützt aus der Heimat. 1998 wurde ein vom Stift Geras abhängiges Priorat des Prämonstratenserordens in Itinga errichtet, das 2009 als selbstständiges Kloster des Ordens anerkannt wurde, mit P. Ambros als erstem Prior. Die ersten drei Priester wurden 2006 geweiht.
In den Jahrzehnten ihrer Tätigkeit in Brasilien setzten die beiden Preisträger viele soziale Schwerpunkte: Einerseits zur Linderung unmittelbarer Not durch Grundnahrungsmittel, doch ebenso auch nachhaltige, entwicklungsfördernde Aktionen wie Alphabetisierungskurse für Erwachsene, die Errichtung eines Kindergartens für Kinder alleinerziehender Mütter oder die Einführung eines monatlichen Lebensmittelkorbes für die ärmsten Familien, die bei Vorträgen über Hygiene oder Essenszubereitung ausgegeben wurden. Auch eine Ausspeisung, zubereitet mit unverkäuflicher Ware eines Lebensmittelgroßmarktes, wurde ins Leben gerufen.
Seit seinem Amtsende als Prior von Itinga und Rückkehr nach Österreich ist P. Milo Ambros Pfarrmoderator in den Waldviertler Pfarren Sigmundsherberg-Maigen und Rodingersdorf, wo auch P. Schelpe lebt und als Seelsorger im Waldviertel tätig ist. Die einst begonnen Projekte würden bis heute allesamt trotz Corona weiterlaufen, berichtete P. Ambros von seinem Brasilien-Besuch heuer im Sommer. (19.11.)