Zeigen, dass es anders geht. Das ist das Motto von EZA Fairer Handel, der Pionierin des Fairen Handels in Österreich. Seit 1975 setzt das Unternehmen eine alternative Wirtschaftsweise in die Praxis um: Transparent und solidarisch, weltoffen und fair.
„Zu allererst haben wir die Menschen dabei unterstützt, sich zu organisieren. So haben sie eine Stimme. Dann haben wir gemeinsam mit ihnen Lösungen für ihre Infrastrukturprobleme gesucht. Wir stellen Trockner zur Verfügung, Verpackungsmaterial, Weiterbildung, wir holen die Ernte in den Dörfern ab…All das trägt zur Qualitätssicherung bei,“ erzählt Tyrell Fernando. Er ist langjähriger Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation PODIE in Sri Lanka und arbeitet eng mit Gewürzbauernfamilien in verschiedenen Teilen der Insel zusammen. „Es geht aber auch um den Preis,“ betont er. „Im Dialog mit den ProduzentInnen vereinbaren wir garantierte Ab-Hof-Preise, auf die sie, unabhängig von den Preisschwankungen auf dem Markt, vertrauen können.“ Verlassen können sie sich dabei auf Aufträge der EZA Fairer Handel. Die direkte Handelsbeziehung besteht seit über 30 Jahren.
„Durch unsere Praxis des Fairen Handels mit unseren Partnerorganisationen in Lateinamerika, Afrika, Asien und dem Nahen Osten wollen wir dazu beitragen, dass sich Lebens- und Arbeitsbedingungen bei den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, verbessern,“ stellt Andrea Schlehuber, seit 1999 Geschäftsführerin der EZA, fest. An die 160 Organisationen – mehrheitlich Genossenschaften von Kleinbauern und -bäuerinnen, Handwerksvereinigungen und sozial engagierte Betriebe – profitieren davon. Mit vielen – darunter PODIE - verbindet die EZA eine langjährige Handelspartnerschaft. Andere kommen neu hinzu und werden dabei begleitet, im Fairen Handel Fuß zu fassen.
„Von Anfang an war klar, dass diese Art des Handelns keine punktuelle Charity-Veranstaltung ist,“ so Schlehuber. „Der Faire Handel ist bei uns kein Nebenschauplatz. Er ist Kern unseres Unternehmens und Daseinszweck. Deshalb ist auch unser gesamtes Sortiment vom Kaffee über die Schokolade, vom Kunsthandwerk bis zur Bekleidung fair produziert und gehandelt.“
In der Zusammenarbeit mit den PartnerInnen im Globalen Süden orientiert sich die EZA an den Prinzipien der WFTO-World Fair Trade Organisation. Sie legen u.a. fest, wie Unternehmen, die sich zur Gänze dem Fairen Handel verpflichtet fühlen, agieren. Bei Produkten mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel kommen darüber hinaus die FAIRTRADE-Standards zum Tragen. „Die Leitlinien unserer Partnerpolitik legen fest, was wir von unseren PartnerInnen erwarten, aber auch, was diese sich von uns erwarten können,“ erklärt Schlehuber. „Ein konkretes Beispiel: Damit unsere HandelspartnerInnen ihre Beschäftigten fair bezahlen können, müssen wir als Handelsunternehmen und Auftraggeber auch bereit sein, faire Preise für die Produkte zu entrichten, die wir importieren. Damit geregelte Arbeitszeiten bei der Herstellung unserer Aufträge eingehalten werden, müssen wir unsere Bestellungen so platzieren, dass die HandelspartnerInnen in der Lage sind, diese auch in einer vernünftigen Zeit umzusetzen.“
Wenn jene Menschen, die die Produkte herstellen, auf eine angemessene Bezahlung, auf Beratung und verlässliche Beziehungen bauen können, so ist das eine Grundvoraussetzung für die Verbesserung ihrer Situation. Doch es geht um mehr. Mit organisierten Kleinbauern und -bäuerinnen so direkt wie möglich zusammenzuarbeiten, ist auch eine Form der Umverteilung von Macht und Kontrolle zugunsten der Schwächsten in der Lieferkette. „Damit sich Ungerechtigkeiten im internationalen Handel ändern, braucht es Entwicklung hier bei uns,“ ist Schlehuber überzeugt. Man müsse deshalb den individuellen Lebensstil und Ressourcenverbrauch genauso kritisch hinterfragen wie die Rahmenbedingungen, unter denen internationaler Handel (und nicht nur Handel!) abläuft.
Informations- und Bildungsarbeit ist deshalb für die EZA – neben der Handelstätigkeit - ein wichtiger Auftrag. Darüber hinaus ist das Unternehmen auch ín den großen europäischen und internationalen Netzwerken des Fairen Handels vertreten. „Es geht darum Fairen Handel zu stärken, im Dialog mit den Beteiligten weiter zu entwickeln und sich – gemeinsam mit anderen – dafür einzusetzen, dass ungerechte Strukturen thematisiert und verändert werden,“ so Schlehuber.
Die EZA Fairer Handel beweist seit nunmehr 40 Jahren, dass man mit hohen sozialen und ökologischen Standards wirtschaftlich tragfähig agieren kann. Die Produktpalette wurde stetig ausgeweitet und ist in den österreichischen Weltläden, dem Naturkostfachhandel und im Lebensmitteleinzelhandel gut verankert. Allein in den letzten zehn Jahren konnte der Umsatz von 7,5 Mio Euro auf 15,6 Mio Euro verdoppelt werden. Nicht der maximale monetäre Gewinn steht dabei im Vordergrund, sondern eine Art des Wirtschaftens, die auf die Menschen hinter den Produkten nicht vergisst. „Unsere wirtschaftliche Kraft ist nicht Selbstzweck, sondern dient der Umsetzung unserer sozialen Ziele,“ so Schlehuber. „Sich zur Gänze dem Fairen Handel zu verpflichten, ist angesichts widriger Rahmenbedingungen keine leichte Übung. Aber schon den ersten WegbereiterInnen dieser Idee war klar, dass sie sich nicht zu einem gemütlichen Spaziergang aufgemacht haben, sondern so manche Steigung zu nehmen sein wird. Dass wir dabei von immer mehr Menschen begleitet werden, ermutigt und stimmt zuversichtlich!“

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Die EZA Fairer Handel wurde 1975 gegründet. EigentümerInnen sind die Katholische Männerbewegung (60%) sowie der private Verein Aktion Dritte Welt A3W (40%). Von der EZA erzielte Gewinne werden nicht an die EigentümerInnen ausgeschüttet, sondern verbleiben zur Stärkung des Fairen Handels im Unternehmen. Für die Errichtung eines neuen Logistikzentrums, das 2005 in Weng/Köstendorf nördlich von Salzburg bezogen wurde, erwarb die KMB das Grundstück und verpachtet es an die EZA. Das mehrfach prämierte Niedrig-Energie-Haus beherbergt nicht nur Lager und Verwaltung, sondern bietet auch einen großen Verkaufsraum und die Möglichkeit sich im Rahmen von Exkursionen über Fairen Handel zu informieren. Als Miteigentümer der EZA trägt die KMB die Idee des Fairen Handels seit den Anfängen mit. Dazu zählt auch, dass im eigenen Bereich fair gehandelte Produkte der EZA konsumiert werden. Die alljährliche Nikoloaktion, bei der Schokoladen der EZA zum Einsatz kommen, ist dafür nur ein Beispiel.